© Herwig Steiner (1956L), Pre-Print, Gaswagen/dt/2005, computergenerierter Print, mehrlagig, Folie auf Platte, Acrylglas

© Herwig Steiner (1956L), Pre-Print, Gaswagen/dt/2005, computergenerierter Print, mehrlagig, Folie auf Platte, Acrylglas

Internetquelle: NS – Archiv Dokumente zum Nationalsozialismus:
Vermerk aus dem Referat 11 D 3 (Kraftfahrwesen) des RSHA über Veränderungen an den Gaswagen / SS – Obersturmführer Walther Rauff / Berlin 5.6.1942 / Geheime Reichssache
Mass murder using engine exhaust gas in vans specifically designed for this purpose was an infamous and particularly cruel murder method used during the Holocaust.

13.05.2025


Gaswagen
Authentizität der Tätersprache

(scroll down for English)

Als weitere Vorarbeit (nach den Beiträgen von Uni. Prof. Oliver Rathkolb, sowie von Direktor Jochen Böhler, Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust – Studien, s.u.), möchte ich zur Vorbereitung für das Video GESETZ und VERBRECHEN meine Textarbeit aus der Serie der PRE-PRINTS, geschaffen im Jahre 2005, vorstellen. 

GASWAGEN zeigt Ausschnitte eines Berichts [Vermerk aus dem Referat 11 D 3 (Kraftfahrwesen) des RSHA] des SS – Sturmführers Walther Rauff an seine vorgesetzte Stelle über technische Verbesserungen zu den sogenannten „Gaswagen“. 

Diese mobilen Gaskammern wurden ab 1941 von der SS im osteuropäischen Raum zur Ermordung von Juden und anderer sigmatisierter Gruppen eingesetzt.

Der grausame, technokratische Charakter des Textes bildet in einzigartiger Weise die menschliche Bestie ab und stellt als historisches Dokument den konsequenten Endpunkt zu den Nürnberger Gesetzen dar, die heuer am 15. September den 90. Jahrestag ihrer Beschlussfassung erreichen werden.

Walther Rauff entkam der Gerichtsbarkeit. Über sein Leben in Chile nach dem Zweiten Weltkrieg gibt Philippe Sands‘ neues Buch interessante Einblicke! 
Einer der vatikanischen Fluchthelfer war der österreichische Bischof Alois Hudal. Über ihn informiert ein Kapitel in meinem Buch Gesetz und Verbrechen  

https://www.passagen.at/gesamtverzeichnis/kunst/herwig-steiner-gesetz-und-verbrechen-law-and-crime/


Gaswagen (mobile gas chamber)
Authenticity of the perpetrator’s language

As further preparatory work (following contributions by Prof. Oliver Rathkolb and Director Jochen Böhler of the Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies, see below), I would like to present my artwork from the PRE-PRINTS series, created in 2005, in preparation for the video GESETZ und VERBRECHEN/Law and Crime

GASWAGEN shows excerpts from a report [memo from Department 11 D 3 (motor transport) of the RSHA] by SS–Sturmführer Walther Rauff to his superiors about technical improvements to the so-called Gaswagen, “mobile gas chambers.” 

These mobile gas chambers were used from 1941 onward by the SS in eastern Europe to murder Jews and other stigmatized groups.

The cruel, technocratic character of the text depicts the human beast in a unique way and, as a historical document, represents the logical end point of the Nuremberg Laws, which were enacted 90 years ago, on September 15.

Walther Rauff escaped justice. Philippe Sands’ new book offers interesting insight into his life in Chile after World War II. 
Austrian Bishop Alois Hudal was one of the Vatican agents who helped Nazis escape. A chapter in my book Law and Crime offers information about him.  

https://www.passagen.at/gesamtverzeichnis/kunst/herwig-steiner-gesetz-und-verbrechen-law-and-crime/



Vom religiösen zum rassischen Antisemitismus – Ein kurzes Statement
From Religious-to Racist Anti-Semitism – a Brief Statement
by Jochen Böhler
© Herwig Steiner (1956L) November 2024

13.05.2025


Die Nürnberger Gesetze aus 1935 – Totalitäre rassistische Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus in Paragraphen gegossen

(scroll down for English)

Während des Nürnberger Parteitages der NSDAP am 15. September 1935 erließ der nur mehr als Scheinparlament tätige Reichstag drei Gesetze, wobei das „Reichsbürgergesetz“ und das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ das Ziel hatten, deutschen Staatsbürgerinnen und Bürgern jüdischer Herkunft alle politischen Rechte zu nehmen.

Damit sollten überdies die bereits nach 1933 begonnenen antisemitischen Pogrome und Verfolgungen und die Beraubung und Vertreibung von Juden und Jüdinnen gerechtfertigt werden. Diesen Pseudogesetzen folgten bis Juli 1943 weitere Folgeverordnungen, die u.a. eine biologistisch-rassistische Definition der Zuschreibung als Jude und Jüdin lieferten und teilweise jüdische Abstammung als Halb-, Viertel- oder Dreivierteljude stigmatisierten.

Das NS-Regime versuchte mit allen Mitteln, ihr offensichtliches Terrorregime durch ein positivistisches Rechtskonstrukt eines Unrechtsstaates zu tarnen, obwohl die parlamentarische Demokratie längst aufgehört hatte, zu funktionieren.

Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen“ vom 10. Dezember 1948 ist daher der Versuch, derartige menschenfeindliche Maßnahmen in Gesetzesform in der Zukunft zu verhindern, da spätestens nach der Zerschlagung der NS-Terrorherrschaft der internationalen Öffentlichkeit bewusst wurde, dass die systematische Entrechtung und Verfolgung von Juden und Jüdinnen, aber auch in weiterer Folge von Roma und Romnja, Sinti und Sintizze und anderen stigmatisierten Gruppen der Beginn des unfassbaren Wegs in die Shoa gewesen waren.


Univ.-Prof. Dr. Dr. Oliver Rathkolb               15.1.2024


The Nuremberg Laws from 1935 — Totalitarian racist misanthropy and anti-Semitism cast in clauses

During the Nazi party rally held in Nuremberg on September 15, 1935, the Reichstag, which at the time was only active as a sham parliament, enacted three laws, whereby the Reich Citizen Law and the Law for the Protection of German Blood and German Honor aimed to strip all political rights from German citizens of Jewish heritage. 

In addition, these laws were also meant to justify the anti-Semitic pogroms and persecution as well as robbing and expulsion of Jews that had begun already in 1933. These pseudo-laws were followed by further decrees, which, among other things, provided a biologistic-racist definition for who is to be considered a Jew and in part, stigmatized those of Jewish origins as being half, quarter, or three-quarter Jews.

Although parliamentary democracy was long defunct, the Nazi regime attempted to use all possible means to disguise its blatant regime of terror through a positivist, legal construct of an illegal state.

The United Nations’ Universal Declaration of Human Rights on December 10, 1948, is therefore the attempt to prevent any future occurrences of such misogynistic measures in legal form, as after the smashing of the Nazi reign of terror, at the latest, the international public realized that the systematic deprivation of rights and persecution of Jews, but also subsequently of Roma and Sinti and other stigmatized groups, had been the start of the unfathomable path to the Holocaust.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Oliver Rathkolb            15.1.2024

English translation: Lisa Rosenblatt


Liebe Freundinnen und Freunde der Kunst – liebe Mitbürger!

Pathologie des Rechts, die beiden Kunstinstallationen, werden als Video eine Fortsetzung finden. Gesetz und Verbrechen-als Pathologie des Rechts I ist bereits in Arbeit. (Not One More Execution-als Pathologie des Rechts II wird folgen). Dass die Thematik des Antisemitismus aktueller denn je beunruhigend hervortritt, ist mit Blick auf die Weltlage keine Überraschung. Die Nürnberger Gesetze von 1935 stehen in diesem Zusammenhang für den historisch markanten Versuch die Vertreibung und Ermordung der Juden im Deutschen Reich mit legistischem Schein zu kaschieren. Erst vor wenigen Tagen hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem Mitverfasser und ersten Kommentator dieses Machwerks das Ehrenzeichen der Österreichischen Republik posthum aberkannt. Nach rund 65 Jahren und einer Gesetzesänderung! Dass diese Verleihung überhaupt möglich war, weißt auf die tiefe und lang nachwirkende Einflussnahme des NS-Justizapparats in der Nachkriegszeit. Der hier zweisprachig (dt./engl.) dargestellte Text von Uni. Prof. Oliver Rathkolb informiert über die Gesetzestexte, welche bis April 2023 auszugsweise im Rahmen der Kunstinstallation (auf Glaswänden und Türen) am Stephansplatz 6 in Wien zu sehen waren.
Wien, 28.5.2024


28. 10. 2023


7. 10. 2023


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